Olympia Progress (nun Orbis), SM1 ab 1949 WEST

Nachdem klar wurde, dass Erfurt zur sowjetischen Zone gehören wird, gingen einige Ingenieure und Prokuristen (inklusive einiger Konstruktionspläne) aus Thüringen nach Bayern nach Burgkunstadt, wo man Pläne für den Aufbau einer neuen Produktionsstätte entwickelte. Nachdem man sich erst auf Bielefeld einigte und die „Bielefelder Schreibmaschinen-Werke GmbH“ gründete, scheiterte auch dieses Vorhaben. Unter dieser Firma wurde höchstwahrscheinlich keine Schreibmaschine produziert. Im Sommer 1946 ging man nach Wilhelmshaven.  Den Namen änderte man in „Orbis Büromaschinen-Werke GmbH“. Muttergesellschaft war die „Olympia Büromaschinen-Werke AG“, deren Sitz man von Erfurt nach Wilhelmshaven verlegt hatte. Nach dem Krieg wurden die Olympia-Werke Wilhelmshaven und Erfurt durch die innerdeutsche Grenze getrennt. In einem Rechtsstreit klagte man gegenseitig an, der Markenname dürfe nicht vom jeweils anderen Werk benutzt werden. Die Aktien der „Olympia Büromaschinen-Werke AG“ Gesellschaft besaß die „AEG“. Die erste Schreibmaschine, die Orbis wurde am 10.10.1948 eingeführt und bis 1949 für ca. 350 DM verkauft und im gleichen Jahr durch nahezu baugleiche Olympia Orbis (später SM 1 genannt) ersetzt. Angeblich wurden insgesamt 12.300 Orbis hergestellt. Dieser Zahl wiederspricht jedoch eine SM1 mit der Nr. #10.740. Während die Streitigkeiten bzgl. der Namensrechte geklärt wurden, nutzten beide Werke einen alternativen Namen für die Zwischenzeit. Während die Ost-Werke im und direkt nach dem Krieg mit altem Werkzeug unverändert weiterproduzierten und die Maschinen deswegen noch kurze Zeit als Olympia verkauft wurden, gab es vorerst keine Nachkriegs-Olympia. Während der Streitigkeiten mussten die Ost-Werke ihre Maschinen neu etikettieren, laut Dingwerth anfangs als später als CommandoOrion oder Ranger. Dann entschloss man sich für den Namen Erfurt. Ebenfalls gibt es Namen gänzlich ohne Markennamen. Weiteres im Artikel über die Ost-Olympias. Nachdem die Ost-Werke den Namen durch das Urteil 1949 verloren hatten, entschloss man sich schnell für einen anderen Namen, nämlich Optima. Die westlichen Orbis-Werke passten nach dem Urteil den Markennamen der Muttergesellschaft „Olympia Büromaschinen-Werke AG“, Wilhelmshaven zu „Olympia“. Das Schreibmaschinenmodell wurde jedoch als Orbis bezeichnet. Nachdem dann auch die Gesellschaft nicht mehr Orbis hieß nannte man das Modell auch nicht mehr so, sondern SM1.

Orbis (A) (1948–1948 oder 1949)

1948: #1 – #unbekannt
1949: unklar, ob bis 1949 produziert oder nur bis 1948.

bekannte Seriennummern:
#1.484

Die Orbis ist eine vierreihige Kleinschreibmaschine mit 43 Tasten zzgl. Leertaste und Funktionstasten. Sie verfügt über eine Papierstütze, einen Papierhalter. Sie hat einen Anfangs- und Schlußrandsteller, sowie einen Walzenstechknopf. Die Orbis verfügt wie die Progress über keinen Tabulator. Diese Maschine gesamte Maschine entspricht fast vollständig der Olympia Progress. Im Gegensatz zur Progress verwendete man jedoch Schrumpflack. Als Farbe scheint nur schwarz erhältlich gewesen zu sein. Von der Progress unterscheidet sich neben der Farbe auch der Papierstütze.

Orbis (B) (1948 oder 1949 bis 1949)

#8.699 (1949)
1948: unbekannt ob bereits 1948 oder erst 1949 produziert.
1949: #unbekannt – #12.300 (Quelle: twdb) – diese Nummer ist jedoch zweifelhaft, da unter der Nummer 10.740 eine Olympia Orbis (A) bekannt ist.

bekannte Seriennummern:
#5.846
#6.896
#7.207
#8.699

Es handelt sich bei der Orbis (B) nicht um eine neue Generation, sondern nur um ein minimales „Facelift“. Man fügte einen Chromstreifen über dem Tastenfeld auf der Spulenabdeckung ein. Auch die Papierstütze ist etwas anders geformt, als bei der Orbis (A).

Olympia Orbis (A) [SM1] (1949)

1949: #12.300 – #unbekannt (Quelle: twdb) – widerspricht sich mit den bekannten Seriennummern.

bekannte Seriennummern:
#10.740 (1949; interessant, denn gemäß der Produktionszahlen waren bis 12.300 alle Orbis)
#12.962 (1949)

Auf dem Blech hinter der Schreibwalze steht der neuerworbene Markenname „Olympia“ aus geprägtem Metallblech. Auf der Gehäuseleiste ist der Fabrikname „Orbis Büromaschinenwerke GmbH, Wilhelmshaven“ angebracht. Dieses Modell wurde in der zeitgenössischen Werbung immer als Olympia Orbis bezeichnet, ist heute vor allem als „frühe SM1“ bekannt. Die Funktionstasten sind wie bei der Orbis noch rund.


Olympia Orbis (B) [SM1] (1949)

bekannte Seriennummern:
#15.472 (1949)
#16.486 (1949)
#18.385 (1949)

Bei dieser Evolutionsstufe sind die Funktionstasten sind nicht mehr rund, wie noch bei der Olympia Orbis (A). Alle Tasten sind jedoch noch dünn, wie bei allen Maschinen seit der Progress.

Olympia Orbis (C) [SM1] (1949–50)

bekannte Seriennummern:
#24.044 (1949)
#38.625 (1950)
#39.401 (1950)

Der sehr kurze Zeilenschalthebel, dessen Form noch dem der Progress entsprach wurde bei dieser Entwicklungsstufe durch einen längeren ersetzt, der ungefähr bis zur markanten Falz im Spulendeckelblech ragt. Alle Tasten sind noch dünn.
#39.401 (1950)

Olympia Orbis (D) [SM1] (1950)

bekannte Seriennummern:
#45.132 (1950), sehr ungewöhnliche Variante, hierbei wurde ein Deckel von einer Robust zurechtgeschnitten wiederverwendet (wohl ab Werk)
#47.230 (1950)

Diese Entwicklungsstufe besitzt nun dicke Umschalttasten links und rechts.



Olympia Orbis (E) [SM1] (1950)


bekannte Seriennummern:
#52.876 (1950)


Bei dieser Entwicklungsstufe sind nun auch die Tasten, die die Typen auslösen deutlicher dicker als bei den vorherigen Maschinen. Die Hebel für die Farbwahl und die Hebel auf dem Wagen sind wie bei allen vorherigen Maschinen kugelrund.

Olympia Orbis (F) [SM1] (1950)


bekannte Seriennummern:
#53.652 (1950)

#61.310 (1950)

Man änderte bei ungefähr #53.000 die kleinen kugelrunden Hebel für die Farbwahl und jene auf dem Wagen im längliche, nicht mehr runde. Die Papierstütze ist nicht mehr aus gebogenem Draht, sondern eine breite Metallschiene, die ein weiteres Metallstück nach oben ausfahren kann.

Olympia SM1 (A) (1950 bis 1950 oder 1951)

bekannte Seriennummern:
#70.210 (1950)
#73.690 (1950)
#73.724 (1950)
#75.435 (1950)
Abgesehen von den Umschalttasten, sind nun alle Tasten wieder dünn. Vorne ist nun „Olympia-Werke Wilhelmshaven“ als Hersteller angegeben. Neben dem Schriftzug ist noch kein Olympia-Logo. Diese Maschine wurde in der Werbung etc. nun als SM1 bezeichnet.

Olympia SM1 (B) (1950 oder 1951 bis 1951)

1950: unbekannt, ob bereits 1950 oder erst ab 1951 hergestellt.
1951: #unbekannt – #135.086 (Quelle: twdb)
bekannte Seriennummern:
#80.258 (1951)
#98.040 (1951)
#98.275 (1951)
#101.240 (1951)
#103.177 (1951)
#108.648 (1951)

Identisch mit der SM1 (A), jetzt wurde neben dem Schriftzug aber das neue Olympia-Logo aufgedruckt. Dies ist die letzte Evolutionsstufe der SM1. Das Modell wurde durch die SM2 abgelöst.




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